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Bananen aus dem Paradies

Eingebettet zwischen Koralpe und Saualpe liegt das Paradies Kärntens, das Lavanttal. Dort, wo die Berge zum Greifen nach sind, wo der Himmel voller Trauben und Äpfel hängt, wo die Kärntner Nudeln nicht gekrendelt werden und niemals Most zum Apfelwein gesagt wird. Ein ganz persönliches Loblied einer Zuagroasten. Eine Geschichte für Leser.

Wusste ich es doch: Ich bin tatsächlich eine echte Lavanttalerin geworden. Nach zwölf Jahren ist mir längst klar, dass mit „Tschurtschl“ ein „Zapfen“ gemeint ist, dass einem beim Weinen die „Zacherlan“ (Tränen) rinnen und, dass man ein „Woaza“ zum Frühstück isst. Zu Ostern legt man übrigens auf dieses süße Weißbrot den Schinken, zu Weihnachten wird im Lavanttal traditionell eine Selchwurst serviert. Schmeckt mir mit jedem Jahr immer „beisa“, also immer besser.

 

Das Lavanttal gilt als das Paradies Kärntens – aufgrund der über 500.000 Apfelbäume, der sonnendurchfluteten Hängen mit Weinstöcken, der herzhaften Jausen, der von Meisterhand gekelterten Apfel- und Traubenweine sowie des Spargels, der über die Landesgrenzen hinaus seine kulinarische Beachtung findet. Im Lavanttal sind die Berge zum Greifen nah, ohne die Menschen einzuengen. Koralpe und Weinebene im Osten, Saualpe und Klippitztörl im Westen. Durch das lang gezogene Tal schlängelt sich die weiß-glitzernde Lavant, vorbei an beschaulichen Orten wie Reichenfels, Bad St. Leonhard, Wolfsberg, St. Paul. Im Süden fließt sie bei Lavamünd in die Drau.

 

Einfach genau hinsehen

 

Hier, im östlichsten Teil Kärntens, an der steirischen Grenze, urlaubt und entspannt man bewusst anders. Ohne Bettenburgen, ohne Animation, ohne Superlative, aber mitten in der Natur. Nix ist hier größer, schneller, höher. Man schminkt sich nicht mit Jet-Set-Leben, Trend-Scouts sucht man hier vergeblich und die Schätze werden eher im Verborgenen gehortet. Jedoch besitzt das Lavanttal eine begnadete Landschaft und eine einzigartige Liebenswürdigkeit der Menschen, die genaues Hinsehen und viel Zeit verdienen. Daher katapultiert sich das Lavanttal quasi wie von selbst in einen Geheimtipp-Status. Sanfter Tourismus beim Wandern, Radfahren, Klettern und Mountainbiken (540 km markierte Wege!) ist angesagt. Nichts wünscht man sich im Urlaub sehnlicher, als das Persönliche, das Individuelle, das Besondere zu entdecken. Egal ob während der Sommerfrische, bei einem Alm-, Familien-, Wellness- oder Aktivurlaub. Im Lavanttal findet man die Zeit und den Raum dafür. Und natürlich den Genuss.

 

Geschlafen wird in imposanter Schloss-Idylle, in gemütlichen Alpen-Chalets, im Vier-Sterne-Hotel oder  in familiären Bauern- und Gasthöfen. Hunger? Stellt sich nur noch die Frage: Wo dürfen wir anrichten? In einer der urigen Mostschänken mit Glundener Käse, Speck und Würstel, im gediegenen Landgasthof oder im prämierten Haubenlokal. Eine selten gewordene Spezialität: die „Lavanttaler Leberlan“. In diesem Knödel ist aber keine Leber drinnen, sondern andere gemischte Innereien wie Herz und Lunge, darüber kommt ein Germteigmantel, umhüllt von einem Schweinsnetz.

 

Der Himmel voller Äpfel und Trauben

 

Beim Trinken schöpfen die Lavanttaler aus dem Vollen. Es war Herbert Gartner aus St. Andrä, der 1972 den Weinbau in Kärnten wieder etabliert hat und das Bewusstsein der Kärntner für ihren eigenen Wein geschärft hat. Sohn Erwin Gartner keltert Rheinriesling, Sauvignon Blanc, Zweigelt, Ruhländer und einen der besten Blauburgunder Österreichs. „Das Lavanttal ist ideal für den Weinbau“,  schwärmt Gartner. „Boden- und Klimaverhältnisse sind perfekt.“ Pannonisch-illyrisches Klima? „Durchaus.“ Wer jedoch glaubt, Kärntner Wein wäre etwas Neues: Bereits 888 wurde der Weinbau im Lavanttal das erste Mal urkundlich erwähnt. Heute serviert Hans Gritsch (Lenzbauer) den ersten Lavanttaler Orange Wine, Familie Klade punktet mit Chardonnay sowie Gewürztraminer und mit dem Weingut Lippitz und "Vulgo Ritter" sind grandiose, junge Winzerinnen am Werk. 

 

Den Weg vom bäuerlichen Durstlöscher zum qualitätsvollen Kultgetränk mit Stil hat der „Lavanttaler Apfelwein“ (eigene „Genussregion“) geschafft. Die über 30 verschiedenen reinsortigen Apfelweine gelten als das kulinarische Aushängeschild des Lavanttales. Einer, der den Obstwein von Meisterhand keltert, ist Dominikus Spendel aus Legerbuch bei St. Paul: „Jede Apfelsorte bringt eine Überraschung“. Was man im Lavanttal jedoch nicht tun sollte: Most zum Apfelwein zu sagen. „Denn der war immer ein Zufallsprodukt“. Verschiedene Äpfel wurden gepresst und dann hat man geschaut, was raus kommt. Beim Apfelwein sehe die Sache anders aus: “Erlesene, ausgewählte Früchte, eine perfektionierte Kellertechnik wie beim Wein (neu ab Herbst 2014: Gärung mit Apfelhefe und nicht mit Weinhefe) ergeben einen reinsortigen Apfelwein voll Fruchtigkeit und Eleganz“ – weit weg vom herkömmlichen Bauernmost.

 

Die Banane ist ein Apfel
 

Eine Besonderheit unter den alten Apfelsorten wie Bohnapfel, Brünnling, Renette, Glockenapfel, Marschanska ist die „Lavanttaler Banane“. Spendel: „Weil der Geschmack unverkennbar an Banane erinnert.“ Ein mittelgroßer, süßer, kaum säuerlicher Apfel mit gelblich-weißem Fruchtfleisch. Ende des 19. Jahrhundert wurde er unter dem Namen „Mother Apple“ aus Massachusetts in Amerika ins Kärntner Lavanttal importiert. Bei St. Paul liegt auch der „Zogglhof“ des Vereines „Lavanttaler Mostbarkeiten“ – einem Kompetenzzentrum für den Obstbau mit großem Anspruch.

 

Und weil wir grad in St. Paul sind – die „Schatzkammer“ Kärntens ist auch das kulturelle Zentrum des Lavanttales mit einem der bedeutendsten Benediktinerstifte Europas. Die jährlich wechselnden Ausstellungen finden internationale Beachtung, aus der riesigen Bibliothek möchte man gar nicht mehr rausgehen und im Klostergarten taucht man ein in eine andere Welt.
 

Lust auf Stadtleben? Die Bezirksstadt Wolfsberg mit über 25.000 Einwohnern lädt zum Bummeln und Flanieren ein. Einen herrlichen Blick auf die Stadt werfen Sie vom Wahrzeichen aus, dem Schloss Wolfsberg im neugotischen Tudor-Stil. Dann noch den Geist füttern im Museum im Lavanthaus – Österreichs modernstem Heimatmuseum, vollgestopft mit Wissen über Tal, Land und Leute sowie auf den Sonnenturm über dem Twimberger Graben (an der A2) kraxeln. Von dort hat man das schönste Panorama auf das Obere und Untere Lavanttal. Und wenn da dann ein paar „Zacherlan“ rinnen, macht es auch nix. Schließlich bin ich eine echte Lavanttalerin geworden. 

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